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Afrika: Chancen für den deutschen Mittelstand

  • Vielversprechende Investitionsmöglichkeiten für den deutschen Mittelstand
  • Probleme bleiben Fachkräftemangel und unsichere institutionelle Rahmenbedingungen
  • Entwicklungshilfe setzt richtige Schwerpunkte, sollte Förderung aber anders gewichten

Das afrikanische Wirtschaftswachstum seit den 2000er Jahren von durchschnittlich 5 Prozent geht auf einen erheblichen Strukturwandel zurück, bei dem eine Vielzahl kleinerer und mittlerer Betriebe in der Bauwirtschaft, im Transportwesen und in verschiedenen produktionsnahen Dienstleistungen entstanden sind. Der rohstoffreiche Kontinent hat damit die Voraussetzungen für ein stabiles und breiter gefächertes Wachstum geschaffen, das auch eine Phase niedrigerer Rohstoffpreise überstehen könnte und bietet somit Investitionschancen für internationale und nationale Unternehmen. Dies ist das Fazit eines Gutachtens für das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung von Manfred Wiebelt und Rainer Thiele aus dem Forschungsbereich Armutsminderung und Entwicklung am Institut für Weltwirtschaft (IfW). Die zentralen Ergebnisse wurden jetzt in einem Kiel Policy Brief veröffentlicht.

Entstanden seien zwar vor allem Betriebe, die für den Inlandsmarkt produzierten und die dem informellen Sektor angehörten, ihre wirtschaftliche Aktivität wird also nicht von der offiziellen Statistik erfasst. „In mehreren afrikanischen Ländern durchgeführte, national repräsentative Befragungen kleiner und mittlerer Unternehmen legen jedoch den Schluss nahe, dass die häufig anzutreffende Charakterisierung des informellen Sektors als Sammelbecken traditioneller, auf niedrigem Produktionsniveau stagnierender Betriebe nicht den Tatsachen entspricht, sondern dass diese ein nachhaltiges Entwicklungspotenzial haben“, sagte Studienleiter Manfred Wiebelt.

Vielfältige Möglichkeiten für deutschen Mittelstand

Für ausländische Unternehmen und den deutschen Mittelstand biete Afrika daher vielfältige Möglichkeiten. „Der steigende Bedarf an preisgünstigen Konsumgütern für eine wachsende städtische Mittelklasse, geringe Produktionskosten und schnell wachsende Exportvolumen, aber auch eine zunehmend diversifiziertere Wirtschaftsstruktur machen die Region attraktiv“, so Wiebelt. Rechne man die aufgrund der Umwälzungen infolge des arabischen Frühlings mit großer Unsicherheit behafteten Länder Nordafrikas und das langsam wachsende Südafrika heraus, ergeben sich für Afrika südlich der Sahara sogar erwartete Wachstumsraten von 5,2 Prozent für 2015 und 6,2 Prozent für 2016. „Das anhaltend hohe – projizierte – Wirtschaftswachstum deutet darauf hin, dass insbesondere Afrika südlich der Sahara den starken Rückgang der Rohstoffpreise seit 2014 bisher relativ gut überstanden hat“, so Wiebelt.

Die Bedingungen für ein Engagement deutscher Unternehmen seien allerdings nicht einfach. Zum einen herrsche Unsicherheit hinsichtlich zu erwartender staatlicher Regulierungen, zum anderen seien  trotz erfolgreicher Reformanstrengungen die institutionellen Rahmenbedingungen in den meisten Ländern der Region im internationalen Vergleich immer noch ungünstig. Auch der weitverbreitete Mangel an Facharbeitern und die häufig unzureichende Infrastruktur erschwere die nachhaltige Ausschöpfung des Wirtschaftspotenzials in Afrika. „Für deutsche mittelständische Unternehmen stellt sich vor diesem Hintergrund die Aufgabe, bei der Auswahl der Branchen und Länder geeignete Nischen zu identifizieren. Was die Länderauswahl betrifft, so dürfte kein Weg an Nigeria und Südafrika, den beiden mit Abstand größten Volkswirtschaften Afrikas, vorbeiführen“, so Wiebelt.

Andere Gewichtung bei Entwicklungszusammenarbeit

Die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sollte sich darauf konzentrieren, die afrikanischen Länder bei der Schaffung entwicklungsfördernder staatlicher Strukturen, der Qualifizierung der Arbeitskräfte und der Verbesserung der Infrastruktur zu unterstützen. Schon jetzt würden von der Entwicklungshilfe die richtigen thematischen Schwerpunkte gesetzt. Wiebelt: „Unsere Analyse legt allerdings nahe, einzelne Bereiche besonders stark zu gewichten. Dabei geht es gleichermaßen um die „große“ Frage der Friedenssicherung und um die Stärkung konkreter Institutionen wie den Rechtsstaat oder die Steueradministration. Auch die Beschäftigungsförderung sollte verstärkt werden.“

Zum Kiel Policy Brief