News

EU-Zölle gegen China leiten Handel mit E-Autos für fast 4 Mrd. USD um

Aerial image of a Large RoRo Vehicle carrie vessel cruising the Mediterranean sea

„Angesichts der chinesischen Subventionspraxis ist es richtig, dass sich die EU-Kommission Strafzölle als Antwort darauf vorbehält. Wichtig ist dabei, dass die Autorität der Kommission nicht von einzelnen Mitgliedsländern aufgrund von Partikularinteressen untergraben wird, denn eine gespaltene EU ist eine schwache EU“, sagt Moritz Schularick, Präsident des IfW Kiel.

Simulationsrechnungen des IfW Kiel zeigen, dass Zölle von 20 Prozent auf chinesische Elektroautos spürbare Handelsverschiebungen zur Folge hätten. Elektroautos im Wert von rund 3,8 Mrd. US-Dollar würden dann nicht mehr aus China in die EU eingeführt, dies beträfe auch viele in China produzierende deutsche Autohersteller. Fast im gleichen Ausmaß dürften als Folge die Verkäufe von heimisch produzierten Elektroautos im EU-Binnenmarkt steigen, nämlich um 3,3 Mrd. US-Dollar. Nur ein Teil des Zuwachses würde durch eine gestiegene Produktion innerhalb der EU gedeckt. Fahrzeuge im Wert von rund 1 Mrd. US-Dollar dürften vom Export in den heimischen Verkauf umgeleitet werden. Eine Gegenreaktion Chinas ist in den Berechnungen nicht enthalten, ist bei dem Ausmaß der Effekte aber zu erwarten.

„Für die Verbraucher dürfte dies im Ergebnis höhere Preise für Elektroautos bedeuten, weil die Produktion innerhalb der EU deutlich teurer ist als in China, aufgrund von höheren Energie- und Materialpreisen und vor allem deutlich höherer Lohnkosten“, sagt Julian Hinz, Handelsforscher am IfW Kiel, der die Berechnungen durchgeführt hat.

„Dass europäische Autohersteller die Lücke füllen, ist dagegen keinesfalls ausgemacht, auch könnten chinesische Hersteller wie BYD mit neuen Werken in Europa die Nachfrage vor Ort bedienen.“

Führt China weniger E-Autos aus, sinkt auch die Nachfrage nach Vorleistungen für die Produktion aus der EU. EU-Exporte nach China im Segment „Autos und Autoteile“ dürften beispielsweise in Folge der Zölle um 0,6 Prozent oder 237 Mio. USD sinken. Insgesamt würden EU-Exporte nach China um über 600 Mio. USD zurückgehen, ohne dass China seinerseits schon mit eigenen Zollmaßnahmen reagiert hätte.

Die Simulationsrechnungen basieren auf dem KITE-Modell des IfW Kiel. Die Ergebnisse zeigen die mittel- bis langfristigen Handelsauswirkungen, die sich dauerhaft ergeben, wenn sich neue Handelsstrukturen und Lieferketten etabliert haben. Kurzfristige Verwerfungen sind im Modell nicht berücksichtigt.