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Gemeinschaftsdiagnose 2/2021: Krise wird allmählich überwunden – Handeln an geringerem Wachstum ausrichten

Nachdem neue Infektionswellen die Erholung im Winterhalbjahr 2020/2021 ver­zögert hatten, steigt das Bruttoinlandsprodukt seit dem Abebben des Infek­tionsgeschehens im Frühjahr deutlich. Allerdings behindern im Verarbeitenden Gewerbe Lieferengpässe bei Vorprodukten die Produktion, sodass nur die kon­sumnahen Dienstleistungsbranchen zulegen. Im Winterhalbjahr 2021/2022 dürfte die Erholung weiterhin gebremst werden. So ist davon auszugehen, dass in der kalten Jahreszeit die Aktivität im Dienstleistungsbereich auch bei gerin­gem Infektionsgeschehen unter dem sonst üblichen Niveau bleiben wird. Zu­dem werden die Lieferengpässe die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe vor­erst weiter belasten. Im kommenden Jahr werden die Beeinträchtigungen durch Pandemie und Lieferengpässe nach Einschätzung der Institute allmählich über­wunden, sodass die Normalauslastung wieder erreicht wird. „Insgesamt dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2021 um 2,4% und im Jahr 2022 um 4,8% zulegen“, sagt Oliver Holtemöller, Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirt­schaftsforschung Halle (IWH). Die Institute rechnen mit einem Anstieg der Ver­braucherpreise um 3% im laufenden Jahr und um 2,5% im Jahr 2022. Das De­fizit der öffentlichen Haushalte dürfte von 4,9% in Relation zum Bruttoinlands­produkt im laufenden Jahr auf 2,1% im Folgejahr zurückgehen. Angesichts der kräftigen Zunahme des nominalen Bruttoinlandsprodukts wird die öffentliche Schuldenstandsquote wohl von 71% im Jahr 2021 auf 67% im Jahr 2022 ab­nehmen. Zwar dürften die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Krise mit der Rückkehr zur Normalauslastung allmählich überwunden werden. „Allerdings führen die Herausforderungen des Klimawandels und das demografisch bedingt absehbar niedrigere Wirtschaftswachstum zu geringeren Konsummöglichkeiten“, so Holtemöller.

Über die Gemeinschaftsdiagnose

Die Gemeinschaftsdiagnose wird zweimal im Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie erstellt. Am Frühjahrsgutachten 2021 haben mitgewirkt:

  • Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin)
  • ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e. V. in Kooperation mit der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF)
  • Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW Kiel)
  • Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH)
  • RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Kooperation
    mit dem Institut für Höhere Studien Wien