Statement

Industrieproduktion kommt nur mühsam voran

„Die Industrieproduktion hat sich offenbar wieder gefangen, allerdings auf äußerst niedrigem Niveau. Nachdem neuerliche Lieferengpässe, ausgelöst durch den Krieg in der Ukraine, zu einem Rückschlag im März geführt hatten, ist die Industrieproduktion im April und Mai wieder gestiegen und hat etwa die Hälfte der Einbußen wettgemacht. Maßgeblich war die Erholung bei der Automobilproduktion, die im März aufgrund fehlender Bauteile deutlich zurückgegangen war. Insgesamt befindet sich die Industrieproduktion noch weit unterhalb ihres Vorkrisenniveaus.

In den kommenden Monaten wird die Entwicklung bei der Industrieproduktion weiterhin maßgeblich durch die Lieferengpässe bestimmt werden. Zwar haben auch die Auftragseingänge seit Beginn des Krieges deutlich nachgegeben – sie sind seit Februar um mehr als 5 Prozent gesunken. Allerdings nehmen die Unternehmen weiterhin mehr Aufträge entgegen als sie abarbeiten können, so dass die rückläufigen Auftragseingänge nicht voll auf die Produktion durchschlagen und die Auftragsbestände sogar weiter zunehmen. Seit dem Beginn der Pandemie ist die Auftragsreichweite der Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe – also der Zeitraum, in dem der Auftragsbestand abgearbeitet werden könnte – aufgrund der Lieferengpässe um mehr als 2 Monate gestiegen. Die zusätzlichen Auftragsbestände von mehr als 15 Prozent einer Jahresproduktion würden auch weitere zeitlich begrenzte Rückschläge bei den Auftragseingängen abfedern. Angesichts der hohen Auftragsbestände wird die Industrieproduktion mit nachlassenden Lieferengpässen weiter steigen. Dies ist auch eine Voraussetzung dafür, dass die gesamtwirtschaftliche Erholung trotz der zuletzt eingetrübten Rahmenbedingungen in der zweiten Jahreshälfte wieder Tritt fasst. Vollständig überwunden werden die Lieferengpässe jedoch wohl bestenfalls erst im Verlauf des kommenden Jahres, so dass sie die Produktion noch für geraume Zeit behindern werden.“