Media information

Logistik-Indikator im dritten Quartal 2016:

Im dritten Quartal hat sich das Konjunkturklima in der deutschen Logistikwirtschaft weiter leicht verbessert. Bei einer nur leicht verschlechterten Lageeinschätzung wird die Entwicklung auf Jahresfrist optimistischer eingeschätzt als noch vor drei Monaten. Auch die kurzfristigen Aussichten signalisieren für die kommenden drei Monate eine per Saldo positive Geschäftstendenz. Diese Einschätzungen gehen aus der jüngsten Erhebung (Augustbefragung) zum Logistik-Indikator hervor, den das Institut für Weltwirtschaft im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. ermittelt. „Erfreulicherweise spiegelt die aktuelle Befragung keinen „Herbst-Blues“ wider, wie ihn die allgemeine Nachrichtenlage erwarten ließe“, kommentierte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundes­vereinigung Logistik e.V. (BVL), die Ergebnisse der Befragungen.

Aktuell hat der Gesamtindikator für die deutsche Logistikkonjunktur geringfügig um 0,8 auf 128,7 Punkte zugelegt und bestätigt somit die konjunkturelle Aufhellung aus der Befragung im Vorquartal. Der Klimawert liegt knapp über dem langjährigen Durchschnitt und weist dementsprechend auf eine konjunkturelle Normalsituation hin.

„Während sich das Geschäftsklima auf der Anwenderseite in Industrie und Handel leicht eingetrübt hat – hier beobachten wir einen Rückgang um 5,5 auf 120 Punkte –, zog es auf der Anbieterseite der Logistikdienstleister weiter an, und zwar um 7 auf 137,3 Punkte“, so Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel. Die leichte Klimaaufhellung des Gesamtindikators wurde dabei von etwas optimistischeren Erwartungen getrieben (Verbesserung um 3,1 auf 133 Zähler). Die Lageeinschätzung verschlechterte sich insgesamt geringfügig.

„Die Befragung für die Geschäftstendenz im Folgequartal weist für beide Marktseiten auf eine spürbare Belebung hin: Per Saldo rechnet ein knappes Drittel der Befragten mit einer verbesserten Geschäftslage über den Herbst. In dieser Einschätzung stimmen beide Marktseiten überein, mit einer Verschlechterung rechnet fast keiner der befragten Logistikexperten“, so Kooths weiter.

Anwender schätzen Lage etwas ungünstiger ein – dagegen merklich bessere Lageeinschätzung und Erwartungen auf Anbieterseite

Die etwas schlechtere Beurteilung durch die Logistikanwender aus Industrie und Handel (Rückgang um 5,5 auf 120 Zähler) beruht vor allem auf einer ungünstigeren Lageeinschätzung. Die Befragten berichten im Vergleich zur vorherigen Befragung von einer schwächeren Preisentwicklung und einer etwas höheren Logistikverfügbarkeit im Markt. Der Teilindikator der Erwartungen zeigt einerseits leicht verbesserte Einschätzungen zur Geschäftsentwicklung und zum Bedarf aus dem Inland, während sich die Bereitschaft zum Aufbau von Sach- und Personalkapazitäten leicht verringerte. Auf der Anbieterseite verbesserten sich sowohl die Lageeinschätzung (Anstieg um 5,5 Zähler) als auch die Erwartungskomponente (Anstieg um 8,5 Zähler) merklich. Hinsichtlich der Lageeinschätzung berichten die Befragten von einer höheren Kapazitätsauslastung und einer verbesserten Geschäfts- und Auftragslage. In den Teilfragen der Erwartungskomponente besteht Bereitschaft zum Aufbau von Sach- und Personalkapazitäten, während sich die ohnehin positiven Einschätzungen zur Auftrags- und Geschäftslage noch weiter verbesserten.

Ergebnisse jetzt saisonbereinigt

Mit der Augustbefragung wurden die gewonnenen Rohdaten zum ersten Mal anhand eines statisti­schen Standardverfahrens zur Saisonbereinigung gefiltert, da die dazu benötigte Datengrundlage mit der Indikatorhistorie von 10 Jahren inzwischen erreicht ist. Zwar zielt das Indikatordesign bereits darauf ab, eine Einschätzung im Vergleich zur jahreszeitlich üblichen (um Saisoneffekte bereinigten) Situation zu erfragen, indes zeigt sich im Antwortverhalten in der Summe dennoch ein saisonales Muster. So ergab die Analyse, dass der Logistikindikator in der Maibefragung systematisch etwas höhere Werte liefert als in den übrigen Quartalen. Fortan wird dieses Saisonmuster (auch rückwir­kend) herausgefiltert, um Indikatorbewegungen am aktuellen Rand noch klarer als Konjunktursignal bewerten zu können. Dementsprechend bezieht sich auch die Interpretation der Befragungsergebnis­se ab sofort auf die saisonbereinigten Ergebnisse. In Zukunft werden hierzu die Saisonfaktoren einmal im Jahr (im Rahmen der Augustbefragung) neu geschätzt.

Verkehrssituation in Innenstädten beeinträchtigt Logistikaktivitäten

Die Sonderfrage behandelte in der aktuellen Befragungsrunde die Verkehrssituation in den Innen­städten hinsichtlich potenzieller Engpassbereiche (Stau, Luftverschmutzung und Lärm). Mehr als die Hälfte der Befragten auf Anbieterseite (Logistikdienstleister) geben an, dass ihre Logistikaktivität davon beeinträchtigt wird, bei den Befragten aus Industrie und Handel wird dieses Thema von 30 Pro­zent als problematisch eingeschätzt. Etwa 60 Prozent der Befragten stimmen der Aussage zu, dass die Auslastung der Lieferfahrzeuge in diesem Zusammenhang verbesserungswürdig ist. Knapp 40 Prozent wünschen sich, dass die Bedürfnisse der Logistikwirtschaft in der Stadt- und Verkehrsplanung eine größere Rolle spielen, während deutlich unter 20 Prozent der Befragten auf fehlende Lagerflächen im städtischen Bereich verweisen, durch welche die Zustellwege verkürzt werden könnten.

Hintergrundinformation und Methodik | Daten als Excel-Datei


Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft an der Universität Kiel im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. berechnet. Er basiert auf der quartalsweisen Expertenbefragung der jeweils 100 größten deutschen Unternehmen, für die Logistikleistungen als Anbieter (Logistikdienstleister) bzw. als Anwender in Industrie und Handel eine besondere Rolle spielen. Die Befragung läuft jeweils in der ersten Hälfte des mittleren Quartalsmonats. Das Fragendesign zielt auf die konjunkturelle Beurteilung der mit Logistikleistungen verbundenen ökonomischen Aktivitäten innerhalb der Grenzen der Bundesrepublik Deutschland ab. Sämtliche quartalsbezogenen Fragen beziehen sich auf eine jahreszeitlich übliche (um saisonale Effekte bereinigte) Einschätzung.