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Logistik-Indikator im zweiten Quartal 2015:

„Die konjunkturellen Auftriebskräfte in der deutschen Logistikwirtschaft haben sich im Frühjahr weiter gefestigt.“ Das ist das Resümee von Prof. Dr. Stefan Kooths, Leiter des Prognosezentrums am Institut für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, zu der aktuellen Konjunkturerhebung in der Logistikbranche. Zum Jahresauftakt hätten noch vorwiegend die Erwartungen zum Stimmungsumschwung beigetragen. Nun ziehe aber auch die Lagebeurteilung nach. Insgesamt bestätige sich damit die positive Geschäftstendenz, die sich bereits vor drei Monaten abzeichnete. Dies sei umso beachtlicher, als die Logistikaktivität im laufenden Quartal von Rekordstreiks im Güterbahnverkehr behindert worden seien.  „Die Unternehmen zeigen sich von Störfaktoren wenig beeindruckt. Vorsorge- und Notfallsysteme im Wirtschaftsbereich Logistik funktionieren“, kommentierte Prof. Dr.-Ing. Raimund Klinkner, Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL), die Ergebnisse der Befragungen.

 

Optimismus auf beiden Marktseiten

Das logistikbezogene Konjunkturklima verbesserte sich insgesamt um 6,3 auf nunmehr 135 Zähler. Die Lageeinschätzung im laufenden Quartal sei deutlich besser. Aber auch die Erwartungen für die kommenden 12 Monate hätten sich weiter aufgehellt. Damit zeigten sich aktuell beide Klimakomponenten im Aufwind. Sie seien nun auch nahezu gleichweit von der neutralen 100er-Marke entfernt sind. „Zum robusten Gesamtbild trägt bei, dass sich beide Marktseiten in der konjunkturellen Einschätzung sehr einig sind. Auch die kurzfristige Geschäftstendenz zeigt nach oben“, so Kooths.

Bei den Anbietern von Logistikdienstleistungen (Transportunternehmen) habe vor allem ein wieder stärker anziehender Auftragseingang den Dämpfer bei der Lageeinschätzung aus dem Vorquartal wettgemacht. Auch für die kommenden 12 Monate seien die Anbieter hinsichtlich der Auftragslage deutlich optimistischer. Die Kapazitätsplanungen der Unternehmen weisen weiterhin auf einen Aufbau hin. Die Logistikanwender in Industrie und Handel sähen sich einer weiterhin hohen Auslastung der eigenen Logistikkapazitäten und einer sich verknappenden Kapazitätsverfügbarkeit im Markt gegenüber und zeigten abermals eine höhere Bereitschaft zum Kapazitätsausbau.

Aber strukturelle Risiken

Dem auf beiden Marktseiten deutlich zu spürenden konjunkturellen Aufwind stünden vor allem strukturelle Risiken für die Geschäftsentwicklung am Logistikstandort Deutschland gegenüber. „Die größte Herausforderung sehen die befragten Anbieter und Anwender im demografischen Wandel und der sich daraus ergebenden Verknappung von Fachkräften. Rang zwei teilen sich die Geschäftsbehinderung durch eine unzureichende Infrastruktur sowie die Sorge um eine höhere Streikbereitschaft in Deutschland“ so Kooths. Die derzeitigen wirtschaftspolitischen Unsicherheiten (Griechenlandkrise, Stabilität des Euro) und geopolitischen Spannungen (Ukraine, Russlandembargo) würden von den Logistikanwendern etwas stärker gewichtet als von den Logistikdienstleistern.Der Logistik-Indikator wird quartalsweise vom IfW im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik e.V. ermittelt.

Hintergrundinformation und Methodik | Daten als Excel-Datei

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Der Logistik-Indikator wird vom Institut für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität Kiel für die Bundesvereinigung Logistik e.V. (BVL) berechnet. Konstruktionsgemäß kann der Indikator Werte zwischen 0 und 200 annehmen, wobei ein Wert von 100 eine konjunkturelle Normalsituation kennzeichnet (befriedigende und stabile Geschäfts- und Auftragslage mit normaler Kapazitätsauslastung).
Diese Kommentierung fußt auf der bislang absehbaren Entwicklung der erhobenen Befragungskomponenten. Die Verdichtung zu den vorgestellten Gesamt- und Teilindikatoren ist auf der bisherigen Datengrundlage nur als erste Rechnung möglich. Das dem Indikatorkonzept zugrunde liegende Fragedesign zielt bei quartalsbezogenen Angaben auf eine Einschätzung der jahreszeitlich üblichen (um saisonale Effekte bereinigten) Werte ab. Gleichwohl ist nicht auszuschließen, dass sich im Antwortverhalten noch Saisoneffekte niederschlagen. Diese können zukünftig (nach längerer Laufzeit des Indikators) statistisch herausgerechnet werden. Darüber hinaus sind zukünftig auch Untersuchungen zu den zeitlichen Vorlaufeigenschaften sowohl zur sektoralen als auch zur gesamtwirtschaftlichen Konjunkturentwicklung möglich. Diese werden vom IfW durchgeführt, sobald die dazu notwendige Datengrundlage erreicht ist.