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Positionspapier: Klimaforschung soll sich stärker an Schadensrisiken ausrichten

Die deutschen Klimaforscher wollen die Prioritäten ihrer wissenschaftlichen Agenda  neu bestimmen. Klimaforschung solle sich in Zukunft stärker am gesellschaftlichen Bedarf, nicht mehr allein am wissenschaftlichen Erkenntnisinteresse ausrichten, heißt es in einem heute vorgestellten Positionspapier des Deutschen Klima-Konsortiums (DKK) zu den „Perspektiven für die Klimaforschung 2015 bis 2025“. Bislang richte sich die Forschungspriorität nach den Klimaphänomenen, über die das geringste Wissen bestehe, heißt es in dem Papier. Nötig sei aber vielmehr, die Forschung auf Klimaphänomene zu konzentrieren, bei denen das Wissensdefizit mit hohen gesellschaftlichen Schäden und Kosten einherzugehen droht oder wo die Politik zeitnah Entscheidungen fällen müsse. Ein Beispiel seien das Tempo und die Risiken bei der Umsetzung der Energiewende. „Hier müssen Wissenschaftler bessere Entscheidungsgrundlagen liefern“, sagt Prof. Gernot Klepper vom Institut für Weltwirtschaft. Er sitzt im DKK-Vorstand und ist Mitautor des Positionspapiers.

Das Papier formuliert als Ziel, nicht jene großen Schäden noch besser zu identifi­zieren und zu quantifizieren, die schon relativ präzise vorhergesagt werden können. Vielmehr soll die Forschung potenzielle Klimaschäden analysieren, bei denen die größte Unsicherheit über deren Eintrittswahrscheinlichkeit herrscht und die aufgrund ihres hohen möglichen Schadens so gut wie möglich vermieden werden sollten. Nötig für eine neue Priorisierung der Klimaforschung und ihrer Ausrichtung an gesellschaftlichen Herausforderungen sei vor allem eine interdisziplinäre Forschung mit Natur- und Gesellschaftswissenschaft sowie der Dialog mit politischen, wirtschaftlichen und institutionellen Entscheidungsträgern, heißt es in dem Papier. Diese sollten künftig auch bei der Bewertung der gesellschaftlichen Bedeutung von Phänomenen des Klimawandels miteinbezogen werden.

Als übergeordnete Forschungsbereiche, die gesellschaftliche Risiken durch Fortschritte in der Klimaforschung leichter beherrschbar machten, nennt das Papier unter anderem den Bereich extremer Wetterereignisse und das Thema Energiesicherheit. Es sei dringend eine Bewertung von extremen Wetterereignissen in Atmosphäre, Hydrosphäre und an den Küsten nötig. Die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Auswirkungen von Extremereignissen gehörten zu dem gesellschaftlich relevanten und nachgefragten Wissen, sowohl was die Gegenwart betrifft als auch die Erwartungen für die Zukunft. Da der Bestimmung von Wahrscheinlichkeiten hier Grenzen gesetzt sind, sollten alternative Informationen zu der Wirkung und Bedeutung von Extremereignissen erzeugt werden.

Der Erfolg der Energiewende hänge entscheidend davon ab, durch Klimawandel erforderliche Anpassungsprozesse auf Erzeuger- und Verbraucherseite zu meistern. Häufigere und stärkere Stürme können die Sicherheit der eingespeisten Windenergiemengen verändern, längere Trockenzeiten die Drosselung von Kraftwerken aufgrund von Abwärmeproblemen erzwingen.

Das Positionspapier bestimmt drei zentrale Themenfelder, die in den nächsten zehn Jahren im Fokus von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik stehen sollten und zu denen die deutsche Forschung wertvolle Beiträge leisten kann. Neben dem Umgang mit Klimarisiken sind diese das Schließen von Lücken im Verständnis des Klimasystems und die Rolle der Klimaforschung in der demokratischen Gesellschaft, mit dem Ziel, besser zugeschnittene Formen der Politikberatung zu entwickeln.

Das Deutsche Klima-Konsortium e.V. (DKK) vertritt führende Akteure der deutschen Klimaforschung und Klimafolgenforschung. Dazu gehören Universitäten, außer­universitäre Forschungseinrichtungen und Bundesbehörden. Das DKK steht für wissenschaftsbasierte Politikberatung, greift aktuelle Themen auf und liefert Hintergründe aus Expertensicht.

Positionspapier

Deutsches Klima Konsortium