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Unterstützung der Ukraine nach drei Jahren Krieg: Hilfen gering, aber stetig - Verschiebung auf Waffenbeschaffung
Am 24. Februar 2025 jährt sich der Einmarsch Russlands in die Ukraine zum dritten Mal. Rückblickend zeigt sich, dass die westlichen Geberländer der Ukraine kontinuierlich Hilfe zugewiesen haben, und zwar fast einem linearen Trend folgend. Insgesamt wurden der Ukraine in den letzten drei Jahren rund 267 Mrd. EUR an Hilfsgeldern zugewiesen, was mehr als 80 Mrd. EUR pro Jahr ausmacht. Davon entfielen rund 130 Milliarden Euro (49 Prozent) auf militärische Hilfe, 118 Milliarden Euro (44 Prozent) auf finanzielle Unterstützung und 19 Milliarden Euro (7 Prozent) auf humanitäre Hilfe.
Gemessen an der Wirtschaftsleistung der Geberstaaten sind die Ukrainehilfen allerdings nach wie vor gering. Deutschland, Großbritannien und die USA haben beispielsweise weniger als 0,2 Prozent ihres BIP pro Jahr für die Unterstützung der Ukraine mobilisiert, während andere reiche Geberländer wie Frankreich, Italien oder Spanien nur etwa 0,1 Prozent ihres jährlichen BIP bereitgestellt haben. Selbst kleine innenpolitische Prioritäten sind um ein Vielfaches teurer als das, was für die Ukraine getan wird. So kosten beispielsweise die Steuersubventionen Deutschlands für Dieselkraftstoff („Dieselprivileg“) den Steuerzahler dreimal mehr pro Jahr als die deutsche Militärhilfe für die Ukraine. Auch die steuerliche Subventionierung von Firmenwagen oder die neu eingeführte sogenannte „Mütterrente“ ist um ein Vielfaches kostspieliger. „Betrachtet man die Staatshaushalte der meisten europäischen Geberländer, so erscheint die Unterstützung der Ukraine in den letzten drei Jahren eher als kleines ‚Nebenprojekt‘, denn als große finanzielle Anstrengung“, sagt Christoph Trebesch, Leiter des Ukraine Support Tracker am IfW Kiel.
Europa als Ganzes hat die USA in der Summe der Hilfen überholt. Insgesamt hat Europa 70 Mrd. EUR an finanzieller und humanitärer Hilfe sowie 62 Mrd. EUR an militärischer Hilfe bereitgestellt. Demgegenüber stehen 64 Mrd. EUR an Militärhilfe aus den USA sowie 50 Mrd. EUR an finanzieller und humanitärer Hilfe.
Die abnehmende Bedeutung der US-Hilfe begann Mitte 2023, auch weil der US-Kongress neue Hilfspakete für die Ukraine blockierte. In den letzten Monaten hat die US-Hilfe wieder zugenommen, aber „mit der Rückkehr von Präsident Trump ins Amt wird die US-Militärhilfe wahrscheinlich wieder ins Stocken geraten. Infolgedessen werden die europäischen Geber aufgefordert sein, ihre Bemühungen zu verstärken und die große Lücke zu schließen, die die USA hinterlassen könnten“, sagt Christoph Trebesch.
Die neuen Daten zeigen auch, dass der russisch-ukrainische Krieg zunehmend von der Waffenproduktion bestimmt wird. Zu Beginn des Krieges stammte die militärische Hilfe weitgehend aus den bestehenden Arsenalen der Geberländer, aber die anhaltende russische Aggression erfordert inzwischen, dass ein zunehmender Anteil direkt von der Industrie bezogen wird.
In den ersten Kriegsmonaten wurde mehr als 90 Prozent der militärischen Hilfe aus nationalen Waffenbeständen mobilisiert. Im Jahr 2023 und 2024 hingegen wurde der Großteil der Militärhilfe – mehr als 60 Prozent – bei der Industrie geordert und neu produziert. Das gilt besonders für Deutschland, wo fast dreiviertel des Kriegsgeräts für die Ukraine direkt bei der Industrie geordert wurde. Großbritannien kann seine Lagerbestände nutzen und bestellt nur 22 Prozent der Waffen neu, die USA 48 Prozent.
Drei Jahre nach Beginn des Krieges gelingt es den europäischen Gebern langsam, sich besser zu koordinieren und neue Mechanismen für die gemeinsame Beschaffung industrieller Waffen für die Ukraine einzuführen. Die größte internationale Beschaffungsinitiative ist der International Fund for Ukraine (IFU), ein von Großbritannien geführter Finanzierungsmechanismus, der Beiträge mehrerer Länder bündelt, um militärische Ausrüstung für die Ukraine zu beschaffen, mit Gesamtzuweisungen in Höhe von 1,6 Mrd. Euro. Zu den weiteren jüngsten Bemühungen gehören die tschechische Munitionsinitiative und das NATO Comprehensive Assistance Package.
„Russlands Krieg gegen die Ukraine ist zu einem Wettstreit bei der Beschaffung und Waffenproduktion geworden“, sagt Christoph Trebesch. „Es ist daher essenziell, die industrielle Kapazität für die Verteidigung Europas auszubauen. Der beste Weg dafür ist eine gesamteuropäische Kooperation bei der Waffenproduktion und Beschaffung.“
Eine ausführlichere Analyse dieser Trends und weitere Einblicke in die Entwicklung der Ukraine-Unterstützung in den letzten drei Jahren finden Sie in unserem Bericht "Ukraine Support After Three Years of War: Aid remains low but steady and there is a shift toward weapons procurement".