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Weltwirtschaftspreis für Monti und Springer

Die Träger des Weltwirtschaftlichen Preises 2016 wurden heute in Kiel ausgezeichnet. Die Festrede hielt Bundesfinanzminister Dr. Wolfgang Schäuble. Ausgezeichnet als Vordenker einer weltoffenen, marktwirtschaftlichen und sozialen Gesellschaft wurden:

  • Prof. Mario Monti, Präsident der Luigi-Bocconi-Universität, ehem. ital. Ministerpräsident und Wettbewerbskommissar der EU. Kategorie: Politik.

  • Dr. h.c. Friede Springer, deutsche Verlegerin, Mehrheitsaktionärin und stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Axel Springer SE. Kategorie: Wirtschaft.

 

„Es gibt in der heutigen Zeit kaum einen überzeugteren Europäer als Mario Monti“, sagte Prof. Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW), in seiner Laudatio auf den Preisträger. „Als italienischer Ministerpräsident hat er immer betont, dass es bei Strukturreformen und Haushaltsdisziplin nicht darum geht, willkürliche Vorgaben aus Brüssel zu erfüllen, sondern die Zukunft Italiens zu sichern. Mario Monti war stets bewusst: Ohne Disziplin, ohne Regeltreue ist dieses großartige Projekt Europa zum Scheitern verurteilt.“

Über Friede Springer sagte Snower in seiner Laudatio: „Friede Springer hat den Kampf ihres vor über 30 Jahren verstorbenen Mannes für Freiheit in Europa und für die Aussöhnung zwischen den Völkern fortgesetzt. Heute, wo mitten in Europa wieder Stacheldrahtzäune hochgezogen werden und die Welt in Nationalismen zu versinken droht, ist dieser Kampf so aktuell wie damals. Sie hat mit nachhaltigem Unternehmertum den Springer-Verlag in die digitale Zukunft geführt und dabei die Grundsätze von Freiheit, Demokratie und Aussöhnung sowie Verteidigung der freien sozialen Marktwirtschaft unter veränderten Rahmenbedingungen verteidigt.“

Inhaltlich stand auf der Preisverleihung vor allem die Zukunft Europas und das Erstarken nationalistischer Parteien im Fokus. „Europa, jener Hort der Freiheit mit seinen offenen Grenzen, baut gut ein viertel Jahrhundert nach dem Fall des Eisernen Vorhangs wieder Zäune und Mauern, wird zur Festung, schottet sich ab. In der Flüchtlingskrise wird vieles über Bord geworfen, was Europa zu dem gemacht hat, was es heute ist“, sagte Snower.

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble sprach in seiner Rede von den Chancen der Globalisierung, ohne die das Wohlstandsniveau auch in Deutschland und Europa nicht zu halten sei. Gleichzeit warnte er: „Die reicheren Länder müssen sich den benachteiligten Ländern viel mehr zuwenden, Reichtum und Wohlstand sind nur zu bewahren, wenn die sozialen Spaltungen beherrschbar bleiben.“ In diesem Zusammenhang sprach Schäuble von einer „maßvollen Revolution im Jahrhundert der Globalisierung“. Insbesondere müsse Europa mehr in Krisenregionen wie Libyen oder der Subsahara investieren. „Afrika wird zunehmend zum europäischen Problem, ob uns das gefällt oder nicht“. Abschottung sei in der Flüchtlingskrise keine Lösung. „Abschottung bedeutet Stillstand, Offenheit steht für Innovation.“

Der Weltwirtschaftliche Preis ist eine Initiative des Instituts für Weltwirtschaft und wird in enger Kooperation mit der Landeshauptstadt Kiel und der Industrie- und Handelskammer Schleswig-Holstein verliehen. Der Preis soll einen Anstoß geben, die großen weltwirtschaftlichen Herausforderungen durch kreative Problemlösungen zu bewältigen.

Prof. Dennis Snower, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft:
„Nationalkonservative Parteien gewinnen weltweit an Bedeutung. Die internationale Zusammenarbeit ist in vielen Bereichen auf dem Rückzug, die Verantwortung endet oft an den nationalen Grenzen. Diese Entwicklung ist gefährlich: ökonomisch, gesellschaftlich und ökologisch. Denn sie gefährdet Frieden und Wohlstand. Die internationale Zusammenarbeit zu mehren, um globale Lösungen für die globalen Probleme unserer Zeit zu finden – das ist das zentrale Anliegen des Weltwirtschaftlichen Preises.“

Dr. Ulf Kämpfer, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Kiel:
„Bereits zum 12. Mal zeigt die Verleihung des Weltwirtschaftlichen Preises, dass Politik und Wirtschaft ein fester Bestandteil im bunten Mosaik der Kieler Woche sind. Die diesjährigen Preisträger haben sich leidenschaftlich einer weltoffenen und sozialen Gesellschaft verpflichtet. Mit ihren Beiträgen und Impulsen helfen sie dabei, Antworten auf die komplexen Fragen unserer Zeit zu finden – und das auch weit über die Kieler Woche hinaus.“

Klaus-Hinrich Vater, Vizepräsident der IHK zu Schleswig-Holstein:
„Wirtschaft verstehe ich unter anderem als Synonym für Austausch, Zusammenarbeit und den Willen, Vorhandenes besser und Neues salonfähig zu machen. In unserer Gesellschaft ist das Miteinander ihrer verschiedenen Bereiche eine Grundvoraussetzung. Der heutige Anlass ist Beleg dafür, dass in Kiel und Schleswig-Holstein Wissenschaft, Wirtschaft und Politik miteinander verknüpft sind. Die enge und besondere Zusammenarbeit des IfW, der LH Kiel und der IHK SH ist ein Beweis dafür, dass solch gemeinsames Tun schon etwas Besonderes hervorbringen kann.“

Torsten Albig, Ministerpräsident Schleswig-Holstein:
„Seit mehr als zehn Jahren werden einflussreiche Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die einen besonderen Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet haben, bei uns in Kiel für ihr Wirken ausgezeichnet. Der Weltwirtschaftliche Preis setzt Schleswig-Holstein auf die Karte der weltweiten Forschung und bringt wissenschaftlichen Glanz in die Kieler Woche.“

Mehr Informationen zum Weltwirtschaftlichen Preis 2016.